Heiligenbrunnkapelle
„Heiligen Brunn“
Eine Legende erzählt, dass ein im gegenüberliegenden Schloss Trautenfels lebender Graf (ein andermal soll es ein Kind des Grafen gewesen sein) an einem Augenleiden litt. In der Nacht soll an diesem Ort öfters ein Lichtlein zu sehen gewesen sein. Der Graf schickte einen seiner Diener dorthin. Dieser fand eine Quelle, schöpfte von dem Wasser und brachte es dem Grafen. Durch die Berührung der Augen mit dem Wasser soll eine wunderbare Heilung eingetreten sein. Zum Dank ließ er hier einen Bildstock, den „Heilgen Brunn“, errichten. Um 1780 soll hier ein Einsiedler mit einer braunen Kutte und einem weißen Pilgerstab gelebt haben.
Die Kapelle dürfte um 1800 aus dem gemauerten Kapellenbildstock hervorgegangen sein. Historisch belegbar ist die Einweihung eines Altarbildes am 11. Mai 1851 durch ein im Diözesanarchiv befindliches Verkündbuch. Der Pfarrchronist beschreibt 1856 die Anlage schon so, wie sie heute anzutreffen ist. Nur das Hauptbild war damals eine Muttergottes mit Kind. Restaurierungen sind 1906, 1933 und 1979 durchgeführt worden.
Am 19. oder 20. August 1998 wurde die Kapelle durch einen Schwelbrand stark beschädigt. Besonders die seitlichen Nischenbilder trugen schwere Schäden davon und sind noch nicht restauriert worden. Das Hauptbild, ein Vesperbild des Öblarner Malers Paul Madl, konnte dank großzügiger Spenden der Gläubigen von Frau Mag. Szykulska fachkundig renoviert werden. Die Decke, die Wände und die Stühle waren stark verrußt. Eine Familie aus Altirdning stellte in vielen freiwillig geleisteten Stunden die Andachtsstätte wieder her. Die Holzwände wurden in den Jahren 2022/2023 erneuert.
Das 1853 eingeweihte Kreuz, mit dem Korpus Jesu, aus dessen Brust das Wasser fließt, wurde in den Jahren 1865, 1879, 1952 durch Herrn Franz Perr (verst. 1967), der auch die Wasserleitung neu verlegt hat und 1993 durch dessen Sohn Peter, welcher ein neues Lärchen-Kreuz zimmerte, erneuert. Im Oktober 2023 wurden die Quellfassung und die Wasserleitung auf den neuesten Stand gebracht. Die Irdninger Pfarrchronik berichtet, dass um 1860 die Andachtsstätte häufig besucht wurde und besonders in der Karwoche, in der Osternacht und in der Pfingstnacht ganze Prozessionen dorthin führten. Bis zum Zweiten Weltkrieg pilgerten die Ortsbewohner von Altirdning zum „Heiligen Brunn“, um gedeihliches Wetter zu erbitten. Am Bittsonntag wurde bis 1965 eine Bittprozession abgehalten.
Seit ein paar Jahren werden Maiandachten gehalten. Einige Familien begeben sich am Pfingstsonntag vor dem Betläuten zur Kapelle und verrichten dort ihre Andacht. Nicht nur Einheimische, sondern auch Feriengäste besuchen gerne den „Heiligen Brunn“, beten dort, waschen sich nach alter Sitte die Augen oder nehmen das Wasser mit nach Hause.
Karl Langmann